Montag, 19. Dezember 2016

Virtualität ohne Datenbrille

Ich hatte einen Traum - einen ziemlich absurden Traum. Normalerweise wache ich auf, wenn es zu abwegig wird, aber der Traum war real vorstellbar. Nicht heute, nicht morgen, aber in Zukunft.

Ich war bei einer Familienfeier. Dort waren auch einige Gesichter, die ich nicht kannte. Irgendwelche entfernten Verwandten, die man offenbar nur ein oder zweimal im Jahr sieht. Egal, nach einiger Zeit schlugen sie vor, einen selbstgedrehten Film aus der Kindheit zu zeigen. Wie es früher einmal war. Gesagt, getan, bauten sie einen Projektor mit großen Filmrollen. Der Raum wurde verdunkelt und der Film lief zitternd ab. Schwarz-weiß Bilder zitterten über die Landschaft. Die junge Familie kämpfte sich bei einer Wandertour gerade einen Berg hoch. Es fiel offenbar schwer. Der Berg war steil. "Oje, hoffentlich ist der Film nicht so lange." schoss es mir durch den Kopf. Ein Müdigkeitsgähner konnte ich unterdrücken. Oben auf dem Berg wurde alles ganz plötzlich anders. Der Film wurde bunt und gestochen scharf. Ich spürte die Weite der Landschaft. Was für herrliche Ausblicke. Welch wundersame Wälder, verschiedenste seltene Bäume, blühende Blumen. Ich konnte die frische Waldluft riechen. Ich ging in der Landschaft herum, entdeckte ein Altes Anwesen, oder war es ein Schloss. Die Verwandten erklärten, dass sie gerade umbauten. Die Anlagen kamen mir nach dem Baustil eines Japanischen Palastes vor. Alle Materialien sehr hochwertig und fremd für die Umgebung. Ich sah andere Menschen und konnte mit Ihnen sprechen. Ein Verwandter führt mich um das Anwesen und erkärte mir alles, wie es war und wie es sein wird. Ich hatte jedoch mehr Blick für die wundersame Natur, diese Ursprünglichkeit und Vielfalt, die leuchtenden und kontrastreichen Farben und wandelte in Landschaft umher, um immer wieder neue faszinierende Ausblicke zu entdecken.

Dann endete der Film. Ich dachte über das Geschehene nach. Das Komische an unserem Zeitalter ist, dass mit dem Wissen um 3D Filme, interaktiven Spielen und digitaler Virtualität eine Traumgeschichte sich kaum mehr als Traum identifizieren lässt. Wir brauchen dringend eine neue Generation von Träumen.

Keine Kommentare: